Kaum eine Sendung hat im deutschen Fernsehen eine längere Geschichte als die Sportschau in der ARD. Hier kommt nur die Tagesschau und der internationale Frühschoppen auf eine ähnlich langjährige Historie. Im Jahre 1960, genauer gesagt am 4. Juni, ging sie das allererste Mal auf Sendung und damit steht im nächsten Jahr der große runde Geburtstag an. Sechzig Jahre wird sie dann alt sein und bis auf den Namen mit der ersten Ausgabe wenig gemeinsam haben. Denn viel wurde verändert und optimiert, damit die Zuschauer sich auch stets gut unterhalten und informiert fühlen können. Doch um das Unterhalten ging es anfänglich gar nicht.
Sachlichkeit war das oberste Gebot
Die ursprüngliche Konzeption der Sendung sah vor, dass über den Sport nur neutral und sachlich berichtet werden sollte.Die Unabhängigkeit und die Integrität der Sendung sollten damit demonstriert werden, daher waren emotionale Beiträge und Bilder tabu. Das Konzept hielt jedoch nicht ewig, mit der Einführung des Tor des Monats im Jahre 1971 zeigte die Sportschau sich von ihrer unterhaltsamen Seite. Gerd Faltermeier war der erste Schütze, der den Preis am 28. März 1971 gewann, dieses Kunststück gelang ihm während seiner Zeit beim SSV Jahn Regensburg.
Dies bedeutete allerdings nicht, dass die Grundidee der Sachlichkeit damit obsolet war, sie wurde lediglich etwas aufgelockert. Dies war dann die Stunde der Moderatoren, sie schafften es immer wieder, mit ihrer Wortgewalt und ihrem Wortwitz für die nötigen Pointen zu sorgen. Heribert Faßbender oder Waldi Hartmann waren nur zwei von ihnen, die es immer wieder schafften, das Korsett ein wenig zu öffnen. Dies gelang ihnen allen meist auf recht subtile Art und Weise. Bis diese beiden Herren vor die Kamera traten:
Gerhard Delling und Günther Netzer
Von 1998 bis zum Jahre 2010 traten sie als Moderatoren-Duo bei den Spielen der deutschen Fußballnationalmannschaft auf. Hier zeigten sie am Mikrofon meist mehr Geschick als die Spieler am Ball. Im Jahre 2008 gewannen sie für ihre Leistungen den Adolf Grimme Preis und acht Jahre später sollte noch der Medienpreis für Sprachkultur hinzukommen. Sie haben es endgültig vollbracht, dass die Sportschau auch unterhaltsam, emotional und witzig sein kann. Ihrer Pionierarbeit ist es zu verdanken, dass nun Moderatoren wie Matthias Opdenhövel mit ihrer Sprachgewalt auftreten dürfen.
Mehr Vielfalt
Nicht nur bei den Moderatoren zeigen sich die Spuren der Modernisierung, auch die Beiträge sind vielfältiger geworden. Zu Beginn gab es nur Pferdesport, Handball, Tischtennis und Volleyball, der Fußball kam erst acht Wochen später hinzu. Mittlerweile taucht fast jede Sportart in der Sendung auf, von Extremsportarten über Darts bis hin zu Yoga. Alles kann einen Bericht wert sein, auch Hintergrundberichte über die Industrien hinter den Sportarten gehören zum Repertoire. Hier kann es um die Herstellung der yogahose oder um die Produktion von Rennschlitten gehen. Heute herrscht eine große Vielfalt in der Sendung, die dafür gesorgt hat, dass immer noch viele Millionen Zuschauer jedes Wochenende die Sportschau mitverfolgen. Wir freuen uns auf die nächsten sechzig Jahre und sind sehr gespannt, welche Veränderungen dieses Urgestein noch durchlaufen wird.